Ultradianer Rhythmus:

Wie der 90-Minuten-Zyklus deine Produktivität verdoppelt

Kennst du das Gefühl? Du startest voller Energie in den Tag, arbeitest konzentriert, fühlst dich im Flow – und dann, nach etwa 90 Minuten, lässt die Energie plötzlich nach. Du wirst unruhig, greifst zum Kaffee, scrollst durch E-Mails und denkst: "Ich muss mich jetzt zusammenreißen."

Doch was du da erlebst, ist kein Zeichen von Schwäche. Es ist ein natürlicher Rhythmus deines Körpers – der ultradiane Rhythmus. In diesem Artikel erfährst du, was der ultradiane Rhythmus ist, wie er wissenschaftlich erforscht wurde und vor allem: Wie du ihn nutzen kannst, um doppelt so viel zu schaffen mit der Hälfte der Anstrengung.

Was ist der ultradiane Rhythmus?

Die Definition des ultradianen Rhythmus

Der ultradiane Rhythmus beschreibt einen biologischen Zyklus, der kürzer als 24 Stunden ist und sich mehrmals täglich wiederholt. Im Gegensatz zum zirkadianen Rhythmus (dem Tag-Nacht-Rhythmus) vollzieht sich der ultradiane Rhythmus in Zyklen von etwa 90 bis 120 Minuten.

Dieser Rhythmus ist ein Energie-Puls, der uns durch den Tag trägt – eine natürliche Welle aus Aktivität und Erholung, Konzentration und Regeneration.

Die Entdeckung: Nathaniel Kleitman und der Basic Rest-Activity Cycle

Der amerikanische Schlafforscher Nathaniel Kleitman entdeckte in den 1950er-Jahren, dass unser Körper nicht nur nachts, sondern auch tagsüber einem etwa 90-minütigen Zyklus folgt – dem sogenannten Basic Rest-Activity Cycle (BRAC).

Während dieser Zeitspanne schwanken:

- Gehirnwellenfrequenzen

- Hormonspiegel (Adrenalin und Cortisol)

- Herz- und Atemrhythmus

- Aufmerksamkeit und Reaktionsfähigkeit

Nach etwa 70 bis 90 Minuten Hochleistung schaltet das autonome Nervensystem in einen natürlichen Erholungsmodus.

Die Wissenschaft hinter dem ultradianen Rhythmus

Wie der ultradiane Rhythmus funktioniert

Der ultradiane Rhythmus wird durch das autonome Nervensystem gesteuert – genauer gesagt durch das Zusammenspiel zwischen:

Sympathikus (Aktivierung):

- Erhöhte Aufmerksamkeit

- Gesteigerte Leistungsfähigkeit

- Erhöhter Herzschlag

- Adrenalin- und Cortisolausschüttung

Parasympathikus (Erholung):

- Regeneration

- Entspannung

- Verlangsamung des Herzschlags

- Wiederaufbau von Energiereserven

Dieses Wechselspiel ist der Motor unseres natürlichen Energie-Zyklus.

Die körperlichen Signale des ultradianen Rhythmus

Nach etwa 70-90 Minuten konzentrierter Arbeit sendet dir dein Körper subtile Signale:

- Gähnen

- Kalte Hände oder Füße

- Abnehmende Konzentration

- Innere Unruhe

- Verlangen nach Bewegung

- Hunger oder Durst

Diese Signale sind keine Schwäche – sie sind die Sprache deines Körpers.

Was passiert, wenn du die Signale ignorierst?

Wenn du diese natürlichen Signale ignorierst und weitermachst, passiert Folgendes:

Kurzfristig:

Cortisol und Adrenalin halten dich künstlich wach

Der Stresspegel steigt

Die Fehlerquote nimmt zu

Die Kreativität sinkt

Langfristig:

Chronische Erschöpfung

Burnout-Risiko steigt

Schlafprobleme nehmen zu

Das Nervensystem gerät aus der Balance

Yin und Yang: Die energetische Perspektive

Die zwei Phasen des ultradianen Rhythmus

Der ultradiane Rhythmus erinnert an das östliche Prinzip von Yin und Yang:

- Yang-Phase (Aktivität):

- Konzentration

- Umsetzung

- Tun

- Geben

- Ausatmen

Yin-Phase (Regeneration):

- Erholung

- Loslassen

- Empfangen

- Regenerieren

- Einatmen

Das Problem: Permanentes Yang

Die meisten Menschen – besonders Unternehmerinnen und Führungskräfte – sind tagsüber 70-80% im Yang-Modus.

Viele sogar 100%.

Wenn wir die Nächte dazunehmen, in denen der Schlaf fehlt, weil die Gedanken weiterkreisen, sind das schnell 200% Yang.

Das Problem dabei:

Wenn wir permanent im Yang bleiben, verlieren wir Energie. Unsere Organe werden regelrecht ausgesaugt.

Und hier ist der entscheidende Punkt: Wenn unsere Organe keine Energie mehr haben, fließt auch keine Energie mehr ins Gehirn. Das Gehirn benötigt Energie, um herunterzufahren. Deshalb funktioniert kein Reset-Schalter mehr – und du kannst nachts nicht schlafen, obwohl du erschöpft bist.

Die Lösung: Bewusste Yin-Phasen

Wenn du die Yin-Phasen tagsüber einplanst und ehrst – kurze Pausen, Atemräume, Momente der Stille – öffnet sich der Zugang zu einem tieferen Energiefluss.

Dein Körper spricht in Wellen:

- Aktivität und Erholung

- Ein- und Ausatmen

- Geben und Empfangen

Jede Welle ist ein natürlicher Kreislauf

Wie du den ultradianen Rhythmus praktisch nutzt

Die 90-Minuten-Regel für maximale Produktivität

Schritt 1: Plane 90-minütige (oder kürzere) Fokusblöcke

Plane für kreative oder anspruchsvolle Aufgaben Blöcke von maximal 90 Minuten ein. Wenn du merkst, dass deine Konzentration schon nach 60 oder 70 Minuten nachlässt, ist das völlig in Ordnung – passe die Länge an deinen persönlichen Rhythmus an.

Schritt 2: 10-15 Minuten Pause nach jedem Fokusblock

Nach jedem Fokusblock machst du eine bewusste Pause von 10-15 Minuten:

Atme tief – 5 Minuten bewusste Atemübungen

Geh nach draußen – Frische Luft und Tageslicht

Trink Wasser – Hydration ist entscheidend

Bewege dich – Dehnen, kurzer Spaziergang, Treppen steigen

Höre Musik – Etwas, das dich nährt

Schritt 3: Längere Pausen nach jedem 4.-5. Zyklus

Nutze jede vierte bis fünfte Pause für etwas, das dich wirklich regeneriert:

Meditation (10-20 Minuten)

Power Nap (15-20 Minuten)

Yoga oder Stretching

Einfach Stille – nichts tun

Diese längere Pause sollte etwa 20-30 Minuten dauern.

Das ist kein Time Management mehr – es ist Energiemanagement im Flow mit deinem Nervensystem.

Finde deinen persönlichen ultradianen Rhythmus

5 Reflexionsfragen für mehr Selbstwahrnehmung

Nicht jeder Mensch hat exakt den gleichen Rhythmus. Finde deinen persönlichen Zyklus mit diesen 5 Fragen:

1. Wann am Tag spüre ich meine größte Konzentration? Morgens? Vormittags? Nachmittags? Erkenne deine natürlichen Hochphasen.

2. Wann merke ich, dass meine Energie nachlässt – und wie gehe ich bisher damit um? Ignorierst du die Signale? Greifst du zum Kaffee? Oder gönnst du dir eine Pause?

3. Wie oft gönne ich mir bewusste Pausen zwischen meinen Aufgaben? Ehrlich: Wie viele echte Pausen machst du täglich?

4. Welche inneren Glaubenssätze hindern mich daran, Pausen zuzulassen? "Ich darf keine Zeit verlieren." "Ich hab noch so viel auf dem Schreibtisch." "Pausen sind für Schwächlinge."

5. Wie könnte mein Tag aussehen, wenn ich diese Zyklen bewusst ehre? Visualisiere einen idealen Tag im Rhythmus mit deinem Körper.

Das 3-Tage-Tracking: Erkenne dein Energie-Muster

So trackst du deinen ultradianen Rhythmus:

Tag 1-3:

Nimm ein Blatt Papier und zeichne eine Zeitleiste deines Arbeitstages (z.B. 8:00 bis 20:00 Uhr)

Markiere alle 90 Minuten eine Linie – das sind deine potenziellen Energie-Zyklen

Notiere zu diesen Zeiten, wie du dich fühlst:

- Energie hoch / Energie tief

- Fokussiert / Unruhig

- Motiviert / Erschöpft

Nach 3 Tagen: Erkenne dein persönliches Energie-Muster!

Du wirst überrascht sein, wie klar die Muster werden.

Praxis-Beispiel: Der Fokus-Tag

Wie ich den ultradianen Rhythmus in meiner Community nutze

In meiner Bold Women Premium Community führen wir einmal im Monat einen Fokus-Tag durch.

Das Konzept:

- Alle Teilnehmerinnen treffen sich online im Zoom

- Jede arbeitet konzentriert an ihren eigenen Projekten

- Wir sind als Gemeinschaft verbunden

- Alle 90 Minuten: Gemeinsame Pause mit Energieübungen

Die Pausen-Aktivitäten:

- Atemübungen

- Kurze Bewegungseinheiten

- Nach draußen gehen

- Energetische Übungen

- Austausch

Die erstaunlichen Ergebnisse

Was die Teilnehmerinnen berichten:

"An diesem Tag wird mehr erledigt als in einer ganzen Woche!"

"Ich bin am Ende des Tages nicht müde – ich bin erfüllt."

"Die Kombination aus Fokus und regelmäßigen Pausen ist magisch."

Warum funktioniert das so gut?

1. Rhythmus wird eingehalten – kein Kampf gegen den Körper

2. Gemeinschaft trägt – gemeinsam fällt es leichter

3. Freude am Schaffen – Erfolg nährt statt erschöpft

4. Nervensystem bleibt in Balance – Sympathikus und Parasympathikus im Wechsel

Die neurobiologische Erklärung

Sympathikus und Parasympathikus im Wechselspiel

Das autonome Nervensystem steuert unseren ultradianen Rhythmus durch zwei gegensätzliche Systeme:

- Sympathikus (Gas geben):

- Aktiviert den Körper

- Erhöht Herzfrequenz

- Schüttet Stresshormone aus

- Mobilisiert Energie

- "Kampf oder Flucht"

Parasympathikus (Bremse):

- Beruhigt den Körper

- Senkt Herzfrequenz

- Fördert Verdauung und Regeneration

- Baut Energiereserven auf

- "Ruhe und Verdauung"

Das ideale Szenario: Diese beiden Systeme wechseln sich rhythmisch ab – etwa alle 90 Minuten.

Die Realität bei den meisten: Der Sympathikus ist permanent aktiviert – der Parasympathikus kommt kaum zum Zug.

Was passiert bei chronischem Stress?

Wenn der Sympathikus dauerhaft aktiviert ist:

- Cortisol-Spiegel bleibt konstant erhöht

- Adrenalin hält dich künstlich wach

- Erschöpfung setzt ein, aber du kannst nicht abschalten

- Schlafqualität nimmt ab

- Regeneration findet nicht mehr statt

Der Teufelskreis: Je weniger du regenerierst, desto mehr Energie brauchst du zum Abschalten – die du nicht hast.

Die Verbindung zur Schumann-Resonanz

Synchronisation mit der Erde

Wenn du im ultradianen Rhythmus lebst, synchronisierst du dich mit den natürlichen Schwingungen der Erde – mit den Wellen der Schumann-Resonanz, dem elektromagnetischen Herzschlag der Erde bei 7,83 Hz.

Diese Energie-Zyklen sind wie ein Tanz zwischen deinem inneren Feld und dem größeren Feld des Lebens.

Jede Welle schenkt dir die Möglichkeit:

- Energie zu empfangen

- Energie wieder hinauszugeben

- Dich mit der Natur zu verbinden

- In Kohärenz mit dem größeren Ganzen zu kommen

Wenn du das verstehst, arbeitest du nicht mehr gegen die Zeit, sondern mit der Energie.

Häufige Fehler beim Umgang mit dem ultradianen Rhythmus

Fehler 1: Die Signale ignorieren

Das Problem: Du bemerkst Gähnen, Unruhe, nachlassende Konzentration – und machst einfach weiter.

Die Lösung: Lerne, diese Signale als wertvolle Information zu sehen, nicht als Schwäche.

Fehler 2: Koffein als Ersatz für Pausen

Das Problem: Statt eine Pause zu machen, trinkst du Kaffee und zwingst deinen Körper weiterzumachen.

Die Lösung: Koffein kann strategisch genutzt werden, aber nicht als Ersatz für echte Regeneration.

Fehler 3: Zu lange Fokusphasen

Das Problem: Du versuchst, 3-4 Stunden am Stück zu arbeiten, und wunderst dich über sinkende Produktivität.

Die Lösung: Maximal 90 Minuten Fokus, dann Pause. Auch wenn es sich kontraintuitiv anfühlt – du wirst insgesamt mehr schaffen.

Fehler 4: Multitasking in den Pausen

Das Problem: Du machst "Pause", scrollst aber dabei durch Social Media oder checkst E-Mails.

Die Lösung: Echte Pausen bedeuten: Bildschirm aus, Körper aktivieren, bewusst atmen.

Fehler 5: Schuldgefühle wegen Pausen

Das Problem: Du hast internalisiert, dass Pausen Zeitverschwendung sind.

Die Lösung: Verstehe: Pausen sind Teil der Leistung, nicht ihr Gegenteil!

Ultradianer Rhythmus in verschiedenen Lebensbereichen

Ultradianer Rhythmus am Arbeitsplatz

Für Angestellte:

Nutze die natürlichen Pausen zwischen Meetings

Gehe in der Mittagspause wirklich raus

Stehe alle 90 Minuten kurz auf

Plane anspruchsvolle Aufgaben für deine Hochphasen

Für Führungskräfte:

Etabliere eine Kultur der bewussten Pausen

Plane Meetings maximal 90 Minuten

Ermutige dein Team zu regelmäßigen Regenerationsphasen

Sei Vorbild im Umgang mit deinem Rhythmus

Für Unternehmerinnen:

Strukturiere deinen Tag in 90-Minuten-Blöcke

Plane Pausen genauso verbindlich wie Termine

Nutze Tracking-Apps für Fokus-Sessions

Experimentiere mit deinen produktivsten Zeiten

Ultradianer Rhythmus und Schlaf

Der ultradiane Rhythmus setzt sich nachts fort – daher durchlaufen wir auch im Schlaf etwa 90-minütige Zyklen (Schlafzyklen).

Optimaler Schlaf:

5-6 komplette Schlafzyklen = 7,5 - 9 Stunden

Aufwachen am Ende eines Zyklus (nicht mittendrin)

Schlaf-Apps können helfen, die Zyklen zu tracken

Wenn du tagsüber den Rhythmus ehrst, schläfst du nachts besser.

Praktische Tools und Techniken

Timer-Techniken für den ultradianen Rhythmus

Pomodoro-Technik (angepasst):

Klassisch: 25 Minuten Arbeit, 5 Minuten Pause

Ultradiane Anpassung: 90 Minuten Arbeit, 15 Minuten Pause

90-90-1-Regel:

Die ersten 90 Minuten des Tages

Für dein wichtigstes Projekt

Mit 100% Fokus

Apps und Hilfsmittel

Fokus-Timer:

Forest App

Focus@Will

Brain.fm

Energie-Tracking:

Daylio (Stimmungs- und Energie-Tracker)

Notion (individuelles Tracking-System)

Einfaches Excel/Paper-Tracking

Pausen-Reminder:

Stand Up! (erinnert ans Aufstehen)

Time Out (erzwingt Pausen)

Stretchly (Dehnübungen-Reminder)

Fazit: Vom Kampf zur Kohärenz

Die zentrale Erkenntnis

Der ultradiane Rhythmus ist kein neues Produktivitäts-Hack. Es ist die Art, wie dein Körper seit Jahrmillionen funktioniert.

Die Frage ist nicht: Wie kann ich mehr aus meinem Körper herausholen?

Die Frage ist: Wie kann ich endlich aufhören, gegen meinen Körper zu arbeiten?

Von Disziplin zu Kohärenz

Wenn wir beginnen, mit dem ultradianen Rhythmus zu leben statt gegen ihn, verändert sich alles:

Wir arbeiten nicht länger aus Disziplin, sondern aus Kohärenz – aus einem Zustand, in dem Körper, Geist und Seele im gleichen Takt schwingen.

Das Ergebnis:

Doppelt so viel schaffen mit der Hälfte der Anstrengung

Produktiver ohne Erschöpfung

Kreativer ohne Druck

Friedlicher trotz Leistung

Die Einladung

Beobachte dich in den nächsten Tagen:

Wann bist du natürlich fokussiert?

Wann spürst du, dass deine Energie abfällt?

Kannst du dir erlauben, auf diese Signale zu reagieren – statt sie zu übergehen?

Dein Körper ist weise. Er weiß, was er braucht.

Die Frage ist: Hörst du hin?

In Verbundenheit Beate